Unser RV muss krampfen – Montag, 14. Juli 2014

Unser RV muss krampfen – Montag, 14. Juli 2014

An Verlängerung in Whistler war nicht zu denken: der Campground ist mit gutem Grund begehrt: sehr saubere sanitäre Anlagen (Bodenheizung in der Dusche!), eine grosse Laundry, grosszügige Spiel- und Beachvolleyball-Plätze, genügend Raum für die Jüngsten um ihr Bikekönnen zu vertiefen und in der Umgebung für die Grossen lange Trails sowohl für Bike wie zum  Wandern. Da wir aber Richtung Rockies wollten, viel uns der Abschied von Whistler, nach einem ausgiebigen Spaziergang durchs Dorf, relativ leicht.

Wir fuhren nordwärts Richtung Cariboo Country. In vielen Reiseführern wird diese Route kaum erwähnt. Dabei fanden wir, nachdem unser RV sich während mehreren Kilometern über Steigungen bis zu 15% gequält hatte, nicht nur einen beliebten Treffpunkt von Schweizern (so scheint es wenigstens: von 15 Personen waren 12 Schweizer und 3 Holländer) sondern auch einen wunderschönen Flecken Erde: die Joffry-Lakes, es gibt den unteren, den mittleren und den oberen. Leider konnte niemand begeistert werden, die rund einstündige Wanderung wenigstens zum mittleren See zu machen (die Route zum oberen See wird nur hochalpingewohnten Wanderern empfohlen). Dafür sassen wir etwas länger am Ufer des unteren. Im Hintergrund befindet sich ein Gletscher. Dieses Szenario ist uns von Lake Louise her ja bekannt, nur dass wir hier am Schluss praktisch alleine waren, in Lake Louise hingegen die Aussicht mit hunderten von Touristen teilen mussten.

Gestärkt durch die eindrücklichen Bilder, machten wir uns auf den Weg Richtung Lilloolet. In einem Reiseführer als … Ort beschrieben. Wir aber mussten sagen: Gas geben und weiterfahren. Wir glaubten uns „in the middle of nowhere“. Das Land war karg, kaum ein grüner Grashalm oder Baum, die Werbetafeln am Strassenrand verwittert und verlottert, der Campground – gut einsehbar, da kein einziger Baum – hatte als sanitäre Anlagen die mobilen Toilettenhäuschen zu bieten. Er lag entsprechend unbewohnt, der prallen Sonne ausgesetzt, im Talgrund.

Dieses einöde Land zog sich über viele Kilometer weiter nach Norden. Ab und zu trafen wir auf sattgrüne Wiesen, welche von riesigen Bewässerungsanlagen ernährt wurden. Aber immer noch kein Ort, an welchem man sich auch nur für eine Nacht niederlassen wollte.

Entlang der Strecke, aber doch etwas abseits, wären schöne Flecken Erde zu bewundern. Leider liegen sie alle an nicht-nummerierten Strassen, welche wir mit unserem RV nicht befahren dürfen. Dafür legten wir in 150 Miles (150 Meilen von Lilloolet entfernt) einen Stopp ein, um den Kühlschrank aufzufüllen. An der Kasse fragte uns die nette Dame, von wo wir denn seien. Ihre Reaktion auf unsere Anwort: „Oh, I grew up in Basel“. Ihre Mutter Kanadierin, ihr Vater Schweizer und bei Ciba Geigy angestellt. Nach Trennung der Eltern, sie war gerade 14 Jahre alt, ging sie mit der Mutter zurück nach Kanada und verlernte daher ihr Schweizerdeutsch.

In Lake Williams, dem Ort für die bekannteste Stampede westlich der Rockies, entschieden wir, für die Nacht zu bleiben. Auf dem Stampede-Gelände fanden wir einen Stellplatz für eine Nacht – wir wollten ja Richtung Jasper – mit allem notwendigen Luxus, auch die Wäsche konnte erledigt werden.

Während unserem Nachtessen bekamen wir Nachbarn. Ihre Hinterköpfe kamen uns sehr bekannt vor, sassen sie auf dem Flug von Amsterdam nach Calgary doch vor uns. Sie kamen gerade von einer Lodge in der Nähe des Tatla-Lake zurück (60 km Schotterstrasse, mit unserem Vehikel nicht zu bewältigen) wo sie neben einer Grizzlybär-Mutter mit drei Jungen auch einen Hirsch sowie einen Weisskopfadler angetroffen haben. Gibt uns Hoffnung, doch auch noch das eine oder andere Wildtier zu Gesicht zu bekommen. Übrigens: unsere temporären Nachbarn sind aus dem Bernbiet.