Wow! – Mittwoch, 23. Juli 2014

Wow! – Mittwoch, 23. Juli 2014

Strahlender Sonnenschein, einmal mehr, weckte uns – wenigstens die ältere Generation. Sara hätte wie jeden Tag weit in den Morgen hinein schlafen können und war bis nach dem Frühstück entsprechend gelaunt.

Wie bereits am Vorabend entschieden, spazierten wir zuerst durch Radium Hot Springs. Das Dorf, rund 700 Einwohner, ist bekannt für seine heissen Quellen und hat mindestens 3 Golfplätze (ca. ein Dutzend in der näheren Umgebung). Vom Tourismus kann es nicht leben, eine grosse Sägerei scheint Hauptarbeitgeber zu sein. Auffallend war das Schild betreffend dem Rotary Club, welcher einen Park und Hike Trail initiiert und Gelder gesammelt hat. Alle Spender werden auf drei Felsbrocken erwähnt, jeder der in diesem kleinen Nest noch nicht hat wird sich wohl etwas unter Druck gesetzt fühlen.

Nach erfolgter Besichtigung fuhren wir weiter Richtung Calgary, wiederum – diesmal mit zusätzlich blinkenden – Schildern darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns in Wildtiergebiet befinden. Gesehen haben wir … nicht eine einzige Schnauze. Die erste grössere Pause machten wir wie geplant in Fort Steele. Ähnlich Barkerville wurde hier ein Fort, gegründet 1898, nachgebaut und restauriert. Verschiedenen Bewohnern kann bei der Arbeit über die Schulter geschaut werden wie etwa dem Farmer, dem Schmid, dem Juwelier- und Uhrmacher und natürlich den Lokomotivführern. Mit einem alten Zug konnten wir eine ca. 20 minütige Fahrt unternehmen. Wieder erinnerte mich das Schnauben und Stampfen der Lokomotive an einen wütenden Stier.

Es war bereits halb fünf Uhr als wir gegen Osten weiterfuhren. In Sparwood machte uns ein Schild auf den „biggest Truck in the World“ aufmerksam. Den mussten wir natürlich gesehen haben. In Saras Lieblingsfarbe giftgrün posiert das Ungetüm, knapp 7 m hoch und 20 m lang. Unser Häuschen hätte locke zweimal Platz darin, vor allem, da die „Titan“ wenn die Mulde ausgefahren ist, rund 15 m hoch ist. Yokohama freut sich sicher, wenn sie jeweils wieder Ersatzpneus liefern dürfen. Ab der Stange können diese nicht gekauft werden, misst ein Rad im Durchmesser doch rund 3.5 m.  Sparwood ist bekannt für seinen Kohlenabbau, wo diese Spezialanfertigung auch zum Einsatz kommt.

Mittlerweile war es bereits kurz vor sieben Uhr und wir waren uns noch nicht einig, ob wir nach dem … Pass Richtung Norden und Calgary oder Richtung Süden und in den Waterton Lakes NP fahren wollten. Bedrohlich aussehende Berge im Süden machten uns die Entscheidung dann leicht: wir bogen nach rechts (Richtung Berge) ab und genossen erstens die wunderschön anzuschauende Prärie und, je näher wir den praktisch wie aus dem Nichts aufragenden Bergen kamen, ein gewaltiges Feuerwerk an Blitzen. Sara und Marco versuchten, wenigstens einen einzigen auf Bild festzuhalten. Je ein Versuch gelang von insgesamt über hundert.

Es war bereits neun Uhr abends, als wir beim Eingangsgate des Waterton Lakes NP ankamen. Die freundliche Mitarbeiterin klärte für uns ab, ob überhaupt noch ein Standplatz zu haben war, denn, obwohl an der Grenze zu den USA gelegen und fernab von den vielbefahrenen Highways und empfohlenen Routen für Kanada-Reisende, ist dieser Flecken Erde sehr begehrt. Einmal mehr hatten wir Glück, es war kurz vorher scheinbar eine Stornierung vorgenommen worden, so dass wir erben konnten. Bei der Fahrt durch den Park (und vorbei an dem vielfotografierten Hotel Prince of Wales, nobler Kasten welcher irgendwie nicht hierhin passt; Marco meinte nur, wir könnten ja mit unserem 31-Feet-RV vorfahren…) und durch Waterton sah es danach aus, als ob hier nicht nur Blitz und Donner, sondern auch der Wind vorbeigezogen waren. Wir trafen an unserem Standplatz auf die letzten noch vor sich hinschmelzenden Hagelkörner. Eine temporäre Nachbarin aus Oregon erzählte uns, dass es ein heftigeres Gewitter gewesen sei.

Da uns das Dorf bei der Durchfahrt einen gemütlichen Eindruck gemacht hat und wir auch die Umgebung etwas näher erkunden möchten, entschieden wir uns, gleich zwei Nächte zu bleiben.