Die Folgen der Trockenheit – Dienstag, 15. Juli 2014

Die Folgen der Trockenheit – Dienstag, 15. Juli 2014

Beim Aufwachen staunten wir nicht schlecht: der Himmel war milchig verhangen. Von der Sonne keine Spur und die Luft war leicht rauchig. Wie wir dann erfahren haben, sind dies die Auswirkungen von mehreren Waldbränden in der Umgebung. Der grösste liegt am Highway 20 Richtung Bella Coola, rund 48‘000 Acres Wald sind betroffen. Eine Entscheidung wurde uns somit leichter gemacht: wir verzichteten auf die Fahrt nach Nipo Lake, wo Bea und Ralph während mehreren Jahren ein Motel geführt hatten.

Somit folgten wir weiter dem Gold Rush Trail Richtung Norden und Prince George, um einen Abstecher nach Barkerville (nur 80 km von unserer Route entfernt) zu machen. Die Geschichte dieser historischen Stadt, welche während den Goldrauschzeiten tausenden von Menschen Heimat war, begann im Jahre 1862, als der Brite William „Billy“ Barker Gold am Williams Creek fand. Wieso er ausgerechnet an diesem gottverlassenen Ort zu schürfen begann, ist uns (noch nicht) bekannt.

Barkerville besteht heute noch aus 125 historischen Gebäuden, welche in aufwendiger Arbeit unterhalten werden. Mitarbeiter in historischen Kostümen sind anzutreffen. Der bekannteste von ihnen, Billy Barker, führt zusammen mit seiner Gattin durch „sein“ Dorf und bringt die Geschichte näher.

Hier schien die Sonne wieder, die Rauchschwaden hatten es zum Glück nicht bis hierhin geschafft. Ab und zu frischte der Wind etwas auf und brachte Abkühlung. Betrachtete man dann die Szenerie, fühlte man sich in einen der vielen Wildwestfilme der 1950er-Jahre zurückversetzt. Stellt euch vor:

Die Sonne brennt vom Himmel, die Strassen sind leergefegt da Gefahr im Anzug, die die Szene hinterlegende Musik wird immer spannender, ja dramatischer. Und dann … ein Windstoss wirbelt den Staub von der Strasse auf.

Sara und Jasmin haben einmal mehr kein Verständnis für mein Einbildungsvermögen. Wer schaut denn auch Western? „High Noon“ mussten sie erst kürzlich. Dieser Klassiker mit Grace Kelly gehört zur Allgemeinbildung, oder?

Im Anschluss an die Führung besichtigten wir noch vereinzelte Gebäude. Für die Kutschenfahrt wie anno dazumal war es viel zu heiss und staubig. Dafür konnten Sara und Jasmin ihr Glück beim Goldwaschen noch versuchen. Ein freundlicher Barkerviller half ihnen dabei, sein Lohn (bezahlt hatten wir ja schon für die Schale Sand): er wollte nur ihr Lächeln.

Einige Stunden später wäre noch eine Theateraufführung gewesen, welche Szenen aus dem Leben der 1860er-Jahre gezeigt hätte, aber wir wollten nicht mehr so lange warten. Nach über drei Stunden an diesem geschichtsträchtigen Ort wollten wir weiter. Zudem hatten Mr & Mrs Barker uns schon sehr viel erläutert.

Auf dem Weg zurück zu unserer eigentlichen Reiseroute (Barkerville liegt am Ende einer sehr gut ausgebauten Einbahnstrasse), machten wir an einem See Rast, wo Marco uns sein berühmtes Risotto kochte.

Zurück auf der Strasse Richtung Westen hatten wir endlich eine Wildtierbegegnung: im strahlenden Gegenlicht präsentierte sich uns eine Elchkuh am Waldrand. Bis wir zur Festhaltung dieses denkwürdigen Momentes unsere Kamera endlich richtig eingestellt hatten, war von der Dame nur noch ihr holdes Hinterteil zu sehen.

Nur wenig später holte uns die Gegenwart leider wieder ein: Der Himmel war Rauchüberzogen, die Luft rauchig einzuatmen. An eine Übernachtung hier wollten wir denken, hofften, dass es Richtung Norden und Prince George besser werden würde. Leider erfüllte sich unser Wunsch nicht. Also weiter Richtung Osten und Jasper NP. Rund 50 km östlich von Prince George, es war zwischenzeitlich schon halb neun Uhr abends, drangen wieder vereinzelt Sonnenstrahlen durch die Rauchdecke und auch die Luft fühlte sich frischer an. Wir entschieden deshalb, im Purden Lake Provincial Park einen Stellplatz zu mieten. Wieder einmal Natur pur: kein Natelempfang, kein Internet, kein Hook up.

Unsere Nachbarn, eine Prince Georgerin mit Teenagersohn, erklärten uns freundlicherweise das Wichtigste was zu wissen ist, führten uns zum See, boten uns ihr Kajak für den morgigen Tag an. Es hat auch Vorteile, wenn man nach Büroschluss ankommt und die Kanadier sind generell sehr hilfsbereit.

Die leider nicht vermeidbaren Mücken trieben uns in den Camper zurück. Nach dieser Monsteretappe war die frühe Bettruhe erlaubt.