Ewiges Eis? – Montag, 21. Juli 2014

Ewiges Eis? – Montag, 21. Juli 2014

Auf dem Icepark Highway fuhren wir heute Richtung Süden und Lake Louise; der Kreis unserer Rundreise sollte sich zum ersten Mal schliessen.

An verschiedenen Stellen machten wir Halt, hielten atemberaubende Bergkulissen, tiefgrüne Seen und auch nicht fremdenscheue Raben in Bildern fest. Es sind wiederum Eindrücke die uns lange begleiten und von denen wir hoffentlich noch viel länger zehren können.

Der Besuch des Columbia Icefield gab zu dem einen oder anderen ernsteren Gedanken Anlass: Wir parkten unseren RV neben dem Schild „1942 – The glacier ended here“; wir hatten einige hundert Meter zurückzulegen, bis wir an der Gletscherzunge angekommen waren. Alleine bis 1948 ging der Gletscher rund 10 m pro Jahr zurück. Es war extrem windig und obwohl wir mit der der Witterung angepassten Kleidung unterwegs waren (andere zogen T-Shirt, Shorts und „Schlarpen“ vor), hielten wir es nicht allzu lange aus. Kam dazu, dass uns der Magen langsam knurrte, waren doch seit dem Frühstück schon ein paar Stunden vergangen.

Nach gestilltem Hunger (praktisch, wenn die Küche immer dabei ist) fuhren wir weiter unserem Tagesziel entgegen. Besonders beindruckend und nachdenklich stimmend war kurz darauf die Durchfahrt durch ein Waldbrandgebiet, es erschien uns riesig und doch soll es ein eher kleineres Feuer gewesen sein. Die Feuerwehr war immer noch mit den letzten Löscharbeiten beschäftigt, da und dort stiegen vereinzelt Rauchsäulen aus dem ehemals dichtbesiedelten Wald auf. Da in den Rockies nicht unbedingt an jeder Ecke ein Hydrant zur Verfügung steht, dafür aber unzählige Flüsse und Seen als Reservoir genutzt werden können, ist die Wasserversorgung selten das Problem. Helikopter fliegen nicht nur über die Brandherde um Wasser abzuwerfen, sie füllen für die Bodentruppen auch riesige, aufblasbare Becken. Aus diesen werden Löschschläuche zu den Brandstellen gelegt, so dass die Feuerwehrleute den Brand auch vom Boden aus effizient bekämpfen können.

Beim Peyto Lake legten wir wiederum einen längeren Zwischenstopp ein und folgten dem wie immer einwandfrei in Stand gehaltenen Trail zur Aussichtsplattform. Tief unter uns lag der See in seiner unverwechselbaren grünlichen Farbe. Zusammen mit der Bergkulisse ein eindrückliches Bild. Was die Farbe betrifft, ist dieser See wohl nur noch durch den Bow Lake, nochmals einige Kilometer weiter südlich, zu übertreffen. Schade, dass die vom Jasper NP zur Verfügung gestellte Distanztabelle fehlerhaft ist, wir fuhren am strategisch wichtigsten Punkt zur optimalen Bilderstellung vorbei … Natürlich hätten wir umkehren können, aber die Girls hatten uns den Tag gerade etwas vermiest mit ihrem Kommentar „scho wider en See“.  Daher drückten wir ihnen die Reiseführer in die Hand, sie sollten den weiteren Verlauf unserer Reise bis nach Calgary bestimmen.

So kam es, dass wir  – da der Campground in Lake Louise ausgebucht war – auf dem Highway N° 93 weiterfuhren und auf dem Marble Campground im Kootenay NP einen Stellplatz für eine Nacht mieteten. Das Spezielle: wir befanden uns mitten in einem Waldbrandgebiet. 2003 (das Jahr, in welchem bei uns die extreme Hitze und Trockenheit herrschte) brannte es im nördlichen Teil des Nationalparks. Nach solchen Ereignissen wird jeweils nur das Notwendigste an Aufräumungsarbeiten durch Menschenhand erledigt. Der Grossteil wird der Natur überlassen, frei nach dem Motto „Fire Management by Nature“.

„Selfies“ sind ja vor allem bei der jüngeren Generation sehr beliebt. Auch wir übten uns in dieser Kunst und versuchten, dank Stativ, romantische Familienbilder von Pfeutis am Lagerfeuer zu machen. Selbstauslöser auf 8 Sekunden programmieren, Position einnehmen und dann wenn möglich 30 Sekunden lang weder bewegen noch herumzappeln und idealerweise auch keine blöden Sprüche fallen lassen, welche Lachsalven auslösen könnten. Nach unzähligen Versuchen können zwei Bilder als passabel erachtet werden.

Die Sichtung eines Wildtieres können wir heute auch noch vermerken: bei der Ausfahrt aus Lake Louise trafen wir auf einen Kojoten. Sie sollen sich besonders gerne am Rand von Autobahnen aufhalten. Zudem konnten wir dank fehlender Lichtverschmutzung den Sternenhimmel studieren, den Ueberflug der ISS und eines Flair-Satelliten beobachten.