Kicking Horse Pass bis zum Abwinken – Mittwoch, 2. Juli 2014

Kicking Horse Pass bis zum Abwinken – Mittwoch, 2. Juli 2014

Heute stand eine relativ kurze Route auf dem Programm; es sollten dann aber doch noch einige Kilometer zusammenkommen.

Zuerst fuhren wir nach Banff, obwohl wir auch schon gehört hätten, dass dieser Ort beruhigt links liegen gelassen werden könne. Wir bereuten unseren Besuch jedoch nicht:

Die rustikale Fassade der Gebäude – obwohl total unterschiedlich zu den uns bekannten – erinnert an gewisse Skiorte in der Schweiz oder auch Österreich. Gemütlich flanierend zogen wir durch den Ort, tauschten auch bereits den einen oder anderen Dollar gegen Ware. Käthi, Jasmin und Marco gingen noch weiter bis zum Hotel … um es vielleicht auch von innen besichtigen zu können. Begeistert kamen sie zum abgemachten Treffpunkt zurück: ihre Frage ob sie eintreten dürften wurde mit „Sure, our doors are open for everyone“ beantwortet: In der Schweiz nicht vorzustellen, dass ein Hotelier die Touristen reinlässt und sie durch sein Reich ziehen lässt. Und wir sprechen hier nicht von irgendeinem Kasten: Das dank dem Bau der Ost-West-Eisenbahnlinie entstandene Hotel gehört zu den Besten im Lande und konnte schon die eine oder andere Berühmtheit beherbergen. Spontan kommt Marilyn Monroe in den Sinn.

Der Tag war noch jung, so machten wir uns wieder auf und fuhren nach Lake Louise, uns bekannt vom Ski-Weltcup. Primär ist der See mit seinem (leider stark zurückgehenden) Gletscher die Attraktion. Auch wir reihten uns in die Reihen von Hunderten von Touristen (v.a. Japaner) und machten den einen oder anderen Schnappschuss. Wirklich „amächelig“ war es aber nicht wirklich, schon gar nicht das am Seeufer hingepflasterte Hotel. Unverständlich, dass es das Ziel vieler ist, einmal in diesem Kasten zu übernachten.

Der nächste Punkt auf dem Tagesprogramm war der Kicking Horse Pass und die Spiral Tunnels. Zuerst hiess es aber noch die Uhren eine Stunde zurückzustellen, verliessen wir nun Alberta und kamen nach British Columbia.

Obwohl wir uns beim Aussichtspunkt zu den Spiral Tunnels einige Zeit aufhielten und uns anhand der aufgestellten Infotafeln mit deren Geschichte vertraut machten (nach Vorbild der Kehrtunnels am Gotthard gebaut), mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass wir auf die spektakuläre Durchfahrt eines Zuges verzichten mussten.

Beim Erreichen der Talebene in Field sahen wir dann zwar einen Zug, dieser musste die Tunnels aber kurz vor unserem Eintreffen passiert haben, fuhr er doch in der gleichen Richtung wie wir. Vor lauter Staunen über dessen Länge, verpassten wir das Schild zum Yoho Nationalpark. Ergo: wir merkten erst einige Kilometer später, dass wir zu weit waren und mussten umkehren. In dieser Fahrtrichtung wiederum stand nirgends ein Schild, welches uns den Weg gezeigt hätte. Ein Besuch des Information Centers wurde notwendig.

Endlich auf dem Kicking Horse Campground angekommen (first come first serve-Prinzip, daher die Eile) begutachteten wir gerade unseren Standplatz, als ein Pfeifen und Schnauben unsere Aufmerksamkeit verlangte: ein Zug quälte sich den Berg Richtung Spiral Tunnels hinauf. So schnell wie selten waren wir wieder auf dem Weg Richtung Kicking Horse Pass. Beim Aussichtspunkt angekommen herrschte aber einfach nur Stille. Entweder waren wir zu langsam oder der Zug war noch langsamer unterwegs wie von uns gedacht. Wir wollten schon wieder wegfahren, als ein ohrenbetäubendes Pfeifen unser Warten belohnte: von oben kroch ein Zug den Berg hinunter und gab uns die Möglichkeit, ein seltenes Schauspiel zu bewundern: wir konnten die Ausfahrt der Lokomotiven aus dem Tunnel, die Wagons bei Einfahrt in den Tunnel und gleichzeitig die Lokomotive am Ende des Zuges sehen. Dies ging allerdings nur, weil es sich um einen kurzen Zug mit lediglich 92 Wagons handelte (Käthi führte jeweils Statistik, die Zuglänge beträgt durchschnittlich 130 – 140 Wagons).

Zufrieden mit dem Gesehenen und den gemachten Fotos machten wir uns auf den Weg, wieder den Pass hinunter, nach Field um noch das Nötigste einzukaufen. Zuerst fuhren wir aber zum Bahnhof, um die Durchfahrt des bei den Tunneln gesehen Zuges zu beobachten. In Field werden auch die Lokomotivführer (es sind immer zwei pro Zug) ausgewechselt, so dass der Zug kurz anhält. Bevor sich der Tross wieder in Bewegung setzt, schnauben und stampfen die Lokomotiven einem wütenden Stier gleich und nehmen ganz gemächlich wieder Fahrt auf.

Der im Reiseführer angegebene Laden existiert nicht in Field und die nächste Einkaufsmöglichkeit liegt – richtig geraten – auf der anderen Seite des Kicking Horse Passes in Lake Louise. Also entweder zurück oder auswärts essen. Auf das erste Lagerfeuer wollten wir aber nicht verzichten, daher Kicking Horse Pass zum Nächsten. Eile war zudem geboten, gingen die Uhren in Lake Louise eine Stunde vor, da in Alberta.

Leider mussten wir noch eine traurige Entdeckung machen: Knapp vor der Passhöhe lag ein angefahrener Jungbär auf der Strasse. Er lebte noch, war aber so schwer verletzt, dass er sich nur noch von einer Seite auf die andere wälzen konnte. Die Front des involvierten PWs sah ebenfalls recht mitgenommen aus. Der Wildhüter, die Polizei, die Feuerwehr und die Ambulanz kamen uns blinkend und mit Sirenengeheul entgegen. Ersterer und der Bär waren bei unserer Rückfahrt nicht mehr an der Unfallstelle. Dafür sahen Sara und Jasmin wenige hundert Meter von der Unfallstelle entfernt eine Bärenmutter mit einem Jungtier. Ob sie auch die Mutter des angefahrenen Jungen war?

Trotz dieses Vorfalles genossen wir anschliessend unser Nachtessen vom Lagerfeuer und die Ruhe im Yoho NP.